Auf der Suche nach den Stromfressern
mit kostenlosem Leih-Messgerät
 

Zugegeben: Strom-Messen ist nicht mal eben so gemacht. Wer genau wissen will, wie viel Strom die diversen Elektrogeräte zuhause verbrauchen, sollte etwas Zeit einplanen. Denn mal muss der Wäschetrockner verschoben, der Gefrierschrank zur Seite gerückt, das HiFi-Board beiseite geschoben oder sogar die Bodenleiste der Einbauküche gelöst werden. Doch die Mühe kann sich lohnen: Nicht nur Standby-Verluste lassen sich aufspüren, auch regelrechte Stromfresser werden so entdeckt. Ein Selbstversuch.

 

Messgerät ausleihen gegen 50 Euro Kaution

Das Ausleihen eines Strommessgeräts ist absolut unkompliziert. Gegen eine Kaution von 50 Euro erhalten Kunden der Stadtwerke Neuss das Gerät für eine Woche. In dem kleinen Koffer mit dem Strommessgerät befindet sich zudem eine kurze Anleitung, wie das Gerät anzuschließen ist. Auch eine Tabelle zum durchschnittlichen Verbrauch der wichtigsten Haushaltsgeräte liegt anbei. „Die Bedienung ist kinderleicht“, sagt Kundenberater Daniel Sowa. Das Messgerät werde einfach zwischen Steckdose und Waschmaschine geschaltet. „Das Display leuchtet dann automatisch auf“, erklärt er weiter. Bei jedem neuen Gerät, dessen Stromverbrauch man messen will, dürfe man aber eins nicht vergessen: Beide Pfeile kurz gleichzeitig drücken. Dann steht das Gerät auf Null und die Messung kann beginnen.

Was verbraucht die Waschmaschine pro Vorgang?

Grundsätzlich ist eine Strommessung an allen Geräten möglich, die nicht fest installiert sind. Bei einem angeschlossenen Küchenherd geht es nicht, dafür aber an Geräten wie Waschmaschine, Trockner, Kühlschrank oder PC.

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Stadtwerke-Mitarbeiter Daniel Sowa erklärt einem Kunden die Handhabung des Strommessgerätes.

In ebendieser Reihenfolge gehe ich vor. Zwei Gründe gibt es dafür: Zum einen ist der Stecker zur Waschmaschine am einfachsten erreichbar. Zum anderen lohnt sich die Messung an der Waschmaschine eben nur für den Waschvorgang. Eine 24-Stunden-Messung macht keinen Sinn. Schließlich bin ich ja nicht Inhaberin eines Waschsalons.
Das Messgerät stecke ich in die Steckdose, den Stecker der Waschmaschine ins Messgerät. Vor dem ersten Waschgang drücke ich beide 700x465-Strommmessgeraet.jpgPfeiltasten gleichzeitig und das Messgerät ist genullt. Sobald ich die Waschmaschine einschalte, zeigt das blau-gefärbte Display den Verbrauch an. Ich mache gleich zwei Maschinen hintereinander an. Beide auf 40 Grad voll beladen. Nach gut drei Stunden zeigt das Display 1.2172 Kilowattstunden (kWh) an. Ist das jetzt viel, wenig oder guter Durchschnitt? Keine Ahnung.

Vergleich mit Durchschnittswerten lohnt sich

Ein Blick in die Tabelle der Stadtwerke Neuss hilft: Dort sind die Durchschnittswerte für 60-Grad-Waschgänge aufgelistet. Eine Waschmaschine mit acht Kilogramm Fassungsvermögen hat bei einem Waschgang auf 60 Grad Celsius Vollbeladung einen Durchschnittsverbrauch von 0,93 kWh. Das wären also bei zwei Waschvorgängen auf 60 Grad Celsius 1,86 kWh. Ich hatte zwei volle Ladungen auf 40 Grad und 0,6 kWh weniger. Halte ich für akzeptabel. Bevor ich die Wäsche trockne, schalte ich die Waschmaschine aus. Und ziehe den Stecker. Denn Waschmaschinen verbrauchen auch Strom, wenn sie nicht waschen.
Als nächstes ist der Trockner dran. Diese Geräte gelten als die stärksten Stromfresser. Verantwortlich für den hohen Verbrauch ist die Wärme, die für das Trocknen der Wäsche gebraucht wird. Wie viel Strom ein Trockner verbraucht, hängt von seinem Alter und vom Gerätetyp ab.
Der durchschnittliche Stromverbrauch beispielsweise eines zehn Jahre alten Wärmepumpentrockners liegt bei rund 4,1 kWh pro Trockengang. Ein neues Gerät liegt dagegen bei rund 1,45 kWh pro Ladung. Nach zwei Durchgängen zeigt das Messgerät 4,2336 kWh an – also etwa 2,1 kWh pro Trockengang. Solides Mittelfeld.

Jedes Grad kühler kostet zehn Prozent mehr Energie

700x465-Strommessgeraet-Hand.jpgKompliziert gestaltet sich die Messung des Einbaukühlschranks in der Küche. Um an den Stecker zu gelangen, muss die Bodenleiste abmontiert werden. Anders als beim Trockner und der Waschmaschine bleibt das Messgerät nun 24 Stunden mit dem Kühlschrank verbunden. Das erspart das Hochrechnen von einer Stunde auf den Tages- und schließlich den Jahresverbrauch. Sobald die 24-h-Messung abgeschlossen ist, verfärbt sich das blaue Display in Grün. 0.7341 Kilowattstunden zeigt das Messgerät an. Multipliziert mit 365 Tagen ergibt sich ein Jahresverbrauch von 267,94 kWh. Laut Tabelle der Stadtwerke Neuss sollte ein Kühlschrank mit integriertem Gefrierfach bei etwa 182,50 kWh liegen. Also den ersten ernsthaften Stromfresser gefunden? Das lässt mir keine Ruhe. Denn das Gerät ist noch nicht besonders alt, aber recht groß.
Also eine weitere 24-Stunden-Messung. Ergebnis: 0,5721 kWh. Hochgerechnet ein Jahresverbrauch von 208,81 kWh – also 60 Kilowattstunden weniger. Der Grund für die Differenz: Tags zuvor war der Kühlschrank auf zwei Grad Celsius runtergekühlt wegen empfindlicher Geflügelware. Am nächsten Tag waren wieder die üblichen sechs Grad Celsius eingestellt.

Abschließend soll noch die PC-Infrastruktur mit Computer, Drucker, Router gemessen werden. Dafür lege ich alle Geräte auf einen Mehrfachstecker und kopple diesen mit dem Messgerät. Nach 24 Stunden das Ergebnis: 0,444 kWh, hochgerechnet aufs Jahr also 162,06 Kilowattstunden. Akzeptabel.

Energie sparen mit Tipps von den Stadtwerken Neuss

Fazit: Heftige Stromfresser habe ich nicht gefunden, aber manchen Tipp der Stadtwerke Neuss beherzige ich jetzt. So steht der Kühlschrank neuerdings nur noch auf 7 Grad Celsius. Denn die Stadtwerke Neuss raten: „Für eine hinreiche Kühlleistung genügt eine Temperatur von sieben Grad Celsius. Jedes Grad kühler kostet Sie zehn Prozent mehr Energie.“ Diese und weitere Tipps liegen dem kleinen Messgerät-Koffer bei. Und Kundenberater Daniel Sowa hat noch mehr auf Lager: „Wenn der Durchlauferhitzer einen zu hohen Verbrauch hat, sollte man eventuell Änderungen an den Einstellungen vornehmen. Und wenn das Wasserbett zu viel Strom frisst, könnte die Temperatur geändert werden.“


Ihre Bärbel Broer, freie Journalistin und Autorin des Stadtwerke-Magazins

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