Der intelligente Stromzähler kommt: Was Sie jetzt wissen müssen
Der intelligente Stromzähler kommt. Unternehmen und Privathaushalte in Neuss, die mehr als 10.000 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen, werden derzeit auf sogenannte Smart Meter umgerüstet. Auch Haushalte mit Photovoltaik-Anlagen über sieben Kilowatt Nennleistung sind zum Einbau dieser intelligenten Messeinrichtungen verpflichtet. Im Auftrag der Stadtwerke Neuss haben Dienstleister des Unternehmens innogy mit dem Austausch im Stadtgebiet begonnen. Grundlage dafür ist das Messstellenbetriebs-Gesetz (MsbG), das im September 2016 erlassen wurde. Ab 2020 gilt die Einbaupflicht für alle Stromverbraucher.
Smart Meter können weit mehr als die elektromechanischen Stromzähler, die noch in den meisten Unternehmen und Haushalten den Stromverbrauch erfassen. Während diese herkömmlichen analogen Rollen-Zählwerke nur die Kilowattstunden summieren, protokollieren die intelligenten Messsysteme den Stromverbrauch im Zeitverlauf. „Jedem Kunden wird im 15-Minuten-Takt sein Verbrauch visualisiert“, erklärt Christian Knoll, Mitarbeiter in der Abteilung Netzsteuerung und Energiedatenmanagement. „Wann, wodurch, wie viel Strom verbraucht wird, kann der Kunde künftig ablesen und im Optimalfall so zum Sparen motiviert werden“, sagt Knoll.
Datenerfassung unerlässlich für Energiewende
Die Intelligenten Messsysteme haben einen weiteren Vorteil: Bislang wissen Energieversorger wie die Stadtwerke Neuss oft nicht, wofür und in welchem Umfang ihre Kunden überhaupt Elektrizität benötigen. Das soll sich ändern mit Hilfe der Smart Meter. Der Gesetzgeber möchte erreichen, dass durch die Digitalisierung Stromangebot und -nachfrage effizient in Einklang gebracht werden. Denn seit Wind- und Sonnenkraft als Energiequellen immer wichtiger geworden sind, aber eben witterungsbedingt auch großen Schwankungen unterliegen, sind Daten unerlässlich. Ein Beispiel: „Für die Stabilität des Stromnetzes ist es entscheidend, dass zeitnahe Informationen zur Stromeinspeisung, zum Beispiel aus großen Windparks, oder zum Strombezug aller Elektroautos in der gleichen Straße, vorliegen“, erklärt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V..
Digitale Stromzähler sind noch keine Smart Meter
Um ihre persönlichen Daten müssen sich Neusser Privatkunden jedoch nicht sorgen. Denn Verbraucher unter 6.000 Kilowattstunden werden auch in Zukunft keine Smart Meter, sondern vorwiegend Moderne Messeinrichtungen erhalten. Dies sind zwar digitale Stromzähler, die den Verbrauch messen und speichern, jedoch keine Datenübertragung ermöglichen. „Smart Meter ist eigentlich nur ein Oberbegriff“, erklärt Knoll. Erst ein sogenanntes Gateway, das eine Datenübertragung in beide Richtungen sicherstellt, macht aus der bloßen „Modernen Messeinrichtung“ ein sogenanntes „Intelligentes Messsystem“ – den Smart Meter.
„Bis zum Jahr 2032 werden in Neuss etwa 95.000 Stromzähler ausgetauscht“, erklärt Ekkehard Boden, Technischer Geschäftsführer bei den Stadtwerken Neuss. Die Stadtwerke Neuss sind zwar Eigentümer von Stromnetz und Stromzählern, haben diese Infrastruktur aber an die Firma Westnetz verpachtet. Somit sei Westnetz Netzbetreiber und sogenannter „grundzuständiger Messstellenbetreiber“, erläutert Boden das Konstrukt. 2018 werden die Stadtwerke als „wettbewerblicher Messstellenbetreiber“ auftreten, kündigt er an.


Obergrenzen für Smart Meter gesetzlich festgelegt
Die Kosten für Zähler, Einbau, Betrieb und Wartung der Smart Meter tragen zunächst die Messstellenbetreiber. Diese stellen wiederum den Stromkunden die Kosten in Rechnung, dürfen dabei aber bestimmte jährliche Obergrenzen nicht überschreiten, die im Messstellenbetriebs-Gesetz festgelegt sind. Diese Grenzen sind gestaffelt nach der Menge des verbrauchten Stroms beziehungsweise der Leistung der stromerzeugenden Anlage. Ein Durchschnittshaushalt mit vier Personen und einem Verbrauch bis zu 4.000 Kilowattstunden jährlich muss maximal 40 Euro jährlich zusätzlich zahlen. Für reine digitale Zähler ohne Gateway dürfen nur maximal 20 Euro pro Jahr berechnet werden.
Zählerwechsel dauert nicht länger als bisher
Der Austausch der Zähler ist keine große Sache: Sofern nur das alte Gerät ausgebaut und durch die Moderne Messeinrichtung ersetzt wird, dauert der Einbau etwa eine Stunde lang. Etwas zeitaufwändiger ist dagegen der Einbau Intelligenter Messsysteme, da auch das Smart Meter Gateway installiert werden muss. Deutlich länger kann es dauern, wenn ein Umbau des Zählerkastens notwendig ist.
Ihre Bärbel Broer, freie Journalistin und Autorin des Stadtwerke-Magazins
Smart Meter auf einen Blick: Wichtige Fragen und Antworten zum intelligenten Stromzähler
FAQs Smart Meter
Smart Meter ist der Oberbegriff für ein Intelligentes Messsystem, das aus zwei Elementen besteht: Einem digitalen Stromzähler – auch Moderne Messeinrichtung genannt – und einem sogenannten Gateway, das die Messwerte verarbeitet, überträgt und Zugriffsrechte verwaltet.
Ja. Das Messstellenbetriebs-Gesetz schreibt den Einbau vor: Ab 2017 für Haushalte mit einem Stromverbrauch über 10.000 Kilowattstunden pro Jahr sowie Betreiber von stromerzeugenden Anlagen (z.B. Photovoltaik) bis zu einer Nennleistung von sieben Kilowatt. Ab 2020 gilt dies ebenfalls für Haushalte ab 6.000 Kilowattstunden. Dann können auch Stromkunden mit Verbräuchen unter 6.000 Kilowattstunden pro Jahr betroffen sein. Die Entscheidung in Fällen ohne Einbaupflicht liegt nicht bei den Hauseigentümern, sondern bei den Messstellenbetreibern.
Ja. Die Bundesregierung hat das sogenannte Messstellenbetriebs-Gesetz beschlossen, das am 2. September 2016 in Kraft getreten ist.
Die Moderne Messeinrichtung ist ein digitaler Stromzähler, der den Stromverbrauch misst und speichert. Das Intelligente Messsystem erhebt alle 15 Minuten Zählerstands- oder Lastgänge. Diese Daten werden an das Smart-Meter-Gateway übertragen. Von Haushalten mit einem Jahresverbrauch von weniger als 6.000 Kilowattstunden wird ausschließlich der Jahresstromverbrauch übertragen.
Der Gesetzgeber verspricht sich von der Digitalisierung, dass die Einsparung von Energie für Sie als Stromkunde einfacher wird. Denn mittels der digitalen Anzeige können Sie einfach einsehen, wann, wie viel Strom verbraucht wurde. Außerdem sollen die intelligenten Stromzähler zur Steuerung und optimalen Auslastung der Stromnetze beitragen.
Die Stadtwerke Neuss sind zwar Eigentümer von Stromnetz und Stromzählern, haben diese Infrastruktur aber an die Firma Westnetz verpachtet. Westnetz ist somit Netzbetreiber und sogenannter „grundzuständiger Messstellenbetreiber“. In dieser Funktion hat Westnetz die Firma innogy metering sowie deren Dienstleister mit dem Austausch der Stromzähler beauftragt.
Zum einen werden Sie rechtzeitig vor dem Austausch der Smart Meter schriftlich informiert. Zum anderen werden sich die Mitarbeiter entsprechend ausweisen können.
In der Regel nicht länger als bisher auch. Da bei Intelligenten Messsystemen auch das Smart Meter Gateway eingebaut werden muss, ist dies etwas zeitaufwändiger.
Nach dem Messstellenbetriebs-Gesetz sind Messstellenbetreiber verpflichtet, Obergrenzen einzuhalten. Für Moderne Messeinrichtungen – also digitale Stromzähler ohne Gateway – liegt die Preisobergrenze bei 20 Euro pro Jahr. Wie die Preise für Intelligente Messsysteme gestaffelt sind, erfahren Sie auf den Seiten der Bundesnetzagentur.
Zunächst die Messstellenbetreiber. Die Kosten werden allerdings den Kunden in Rechnung gestellt unter Wahrung der gesetzlichen Obergrenzen (siehe Frage "Welche Kosten kommen auf mich zu?"). Falls der Zählerkasten für den Einbau der neuen Technik umgebaut werden muss, trägt der Anschlussnehmer diese Kosten.
Es gibt bereits einige Pilotprojekte. Doch die Erfahrungen anderer Länder können kaum auf Deutschland übertragen werden, da entweder die Geräte nicht den deutschen Anforderungen an den Funktionsumfang entsprechen oder den deutschen Datenschutzrichtlinien widersprechen.
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