"Ehrenamt sei Dank"
Seit über 37 Jahren ehrenamtlich aktiv
bei der DRK-Wasserwacht: Detlev Rohr

Es war die Düsseldorfer Wassersportmesse „boot“, die den Ausschlag gab für sein ehrenamtliches Engagement: 15 Jahre alt war Detlev Rohr damals, als er am Messe-Stand der Wasserwacht vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) erfuhr, welche vielfältigen Aufgaben die Retter leisten, um anderen Menschen in, an und auf den Gewässern der Region sicheres Bade- und Wassersportvergnügen zu ermöglichen. Mittlerweile ist der gebürtige Neusser seit 37 Jahren bei der DRK-Wasserwacht aktiv. Der gelernte Busfahrer und heutige Personaldisponent ist einer von zahlreichen Mitarbeitern der Stadtwerke Neuss, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren.

Bootsführer, Taucher, Rettungsschwimmer, stellvertretender Wasserwachtleiter, Rettungsschwimmausbilder, Katastrophenschutz-Gruppenführer – wenn Detlev Rohr seine Tätigkeiten bei der DRK-Wasserwacht aufzählt, schwingt nicht nur Stolz, sondern auch Demut mit: „Unser Verein bietet unglaublich viel. Entsprechend erfüllend ist es, das Erlernte zum Schutz der Allgemeinheit weiterzugeben.“

Traurige Rettungsdienste hängen noch heute nach

Als Mitglied der sogenannten Schnell-Einsatzgruppe (SEG), der rund 40 DRK-Mitglieder angehören, hat er unzählige heikle, erfüllende, aber auch zutiefst traurige Einsätze erlebt. Wenn Rohr seine ehrenamtlichen Rettungsdienste Revue passieren lässt, erzählt er von erschöpften Schwimmern, die aus dem Wasser gezogen wurden. Oder von manövrierunfähigen, auch gekenterten Booten, die in den Neusser Hafen geschleppt wurden. Von zu rettenden Menschen, die leichtsinnig aufs Eis gegangen und eingebrochen sind. Von Tauchgängen, bei denen die Wasserwachtler Behörden bei der Suche in Gewässern unterstützen.

Ein Einsatz am Kaarster See ist Rohr aber in besonders trauriger Erinnerung geblieben. Eine Mutter vermisste ihre vier Jahre alte Tochter. „Als Taucher wollte ich nach dem Kind suchen“, erzählt Rohr. Doch bereits im seichten Waser, wo er noch stehen konnte, stolperte er fast über das ertrunkene Kind. Rohr, selbst Vater von drei Töchtern im Alter von 28, 25 sowie sieben Jahren und bereits Opa, ging dieses Erlebnis besonders nahe.

Verkehrsmeister Rohr

Bei den Stadtwerken Neuss bewegte Detlev Rohr lange Zeit die Busse durch das Stadtgebiet. Heute ist er als Verkehrsmeister insbesondere für die Personalplanung zuständig.

Lebensretter Rohr

Auch als ehrenamtlicher Lebensretter steht Detlev Rohr oft hinter dem Steuer: Dann ist er mit den Kollegen der DRK-Wasserwacht zum Beispiel auf dem Rhein unterwegs.

„Wir sind eine Rot-Kreuz-Familie“

Ein derart dramatisches Ereignis sei aber zum Glück nicht der Alltag, so Rohr. Denn die Wasserwacht ist oft im Einsatz ausschließlich zum Schutz oder zur Begleitung beispielsweise bei Segelregatten, Kanu- oder Ruder-Wettbewerben sowie beim alljährlichen sogenannten Anfahren am Neusser Sporthafen.
Für seinen ehrenamtlichen Einsatz bei der DRK-Wasserwacht opfert er gerne seine Freizeit. Seine Familie nimmt ihm das nicht übel. Eher im Gegenteil: „Wir sind eine Rot-Kreuz-Familie“, sagt Rohr. Seine Frau Sylke bildet Schwimmanfänger aus und die drei Töchter sind ebenfalls beim DRK engagiert – die mittlere sogar hauptberuflich im Rettungsdienst.
„Mit der Wasserwacht bin ich eigentlich jeden Tag irgendwie beschäftigt“, erzählt der 52-jährige. Bis vor einem Jahr waren das rund 500 bis 600 Stunden pro Jahr. Mittlerweile habe er sein Engagement auf etwa die Hälfte heruntergefahren, sei mehr im administrativen Bereich als beim aktiven Rettungsdienst tätig. Diese Aufgaben übernehmen jetzt zunehmend Jüngere, berichtet der gebürtige Neusser. Nachwuchsprobleme kenne die DRK-Wasserwacht nicht. „Das ist aber auch nicht überraschend“, so Rohr. „Denn wir haben so viele spannende Bereiche zu bieten.“ Als Beispiele nennt er: Rettungsschwimmen, Tauchen oder das Führen von Rettungsbooten.
In den Sommermonaten ist die DRK-Wasserwacht beispielsweise jedes Wochenende sowie an Feiertagen auf dem Rhein unterwegs. In der Zeit von 13 bis 18 Uhr am Samstag und sonntags von 11 bis 17 Uhr schippern Wachmannschaften von vier bis sechs Leuten auf den beiden Rettungsbooten der DRK-Wasserwacht flussauf- beziehungsweise flussabwärts. Darunter sind Sanitäter, Bootsführer, Sprechfunker und junge Vereinsmitglieder, die in den unterschiedlichen Funktionsdiensten ausgebildet werden. „Diesen Rettungsdienst bietet die DRK-Wasserwacht freiwillig an zum Schutz der Menschen, die am, auf oder leichtsinnigerweise im Rhein Erholung suchen“, erklärt Rohr. Gleichzeitig dienen die Fahrten dazu, den Nachwuchs aus- und weiterzubilden.

Mit neuem Rettungsboot „Triton“ auf dem Rhein

Seit Mai dieses Jahres hat die Wasserwacht ihr neues Boot „Triton“ in Dienst gestellt. Das knapp 100.000 Euro teure Boot hat eine Kabine und sogar eine kleine Heizung an Bord, erklärt Rohr. Regelrechter Luxus im Vergleich zur „Survivor“, die 28 Jahre im Dienst der Wasserwacht war, und mit der viele Wasserwachtler aufgewachsen sind.
Neben den schicken Segel- und Motorbooten im Neusser Sporthafen stechen die beiden Boote „Pegasus“ – ohne Kabine oder Heizung – und die „Triton“ sofort ins Auge. Weniger wegen ihres Komforts, sondern aufgrund ihrer Signalfarben und der schlicht silber-metallenen Außenwand.
Als Detlev Rohr mit dem Stadtwerke-Onlinemagazin auf kurze Fahrt geht, bekennt er nach dem ersten Kilometer auf dem Rhein: „Ach, übrigens: das ist jetzt meine Jungfernfahrt mit dem Boot. Mal sehen, ob alles klappt.“ Verschmitzt lacht er und steuert dann souverän die „Triton“ über den Rhein. Als ein Hund in einer Bucht ins Wasser springt, erklärt er: „So was kann sich schnell zu einer ganz gefährlichen Situation entwickeln.“ Die Tiere können von der Strömung erfasst werden und dann stürzen Frauchen oder Herrchen meist kopflos hinterher. Oft ein Grund für die Schnelle Einsatzgruppe(SEG), aktiv zu werden. Dieses Mal geht alles gut – der Hund läuft ans Ufer zurück.

 

Die "Triton"

Detlev Rohr auf der "Triton". Mit dem Stadtwerke-Magazin geht es für den Ehrenamtler auf Jungfernfahrt mit dem Boot, dessen Entwurf er mitentschieden hat.

Keine Bootsfahrt ohne Wissen

Dieser Bereich obliegt den Bootsführern: Ohne die Displays verstehen und Funkgeräte bedienen zu können, darf keiner die Rettungsboote führen.

Komfortabler Ehrenamtsbereich

Kabine und sogar eine kleine Heizung an Bord: Die „Triton“ ist regelrecht komfortabel im Vergleich zum Vorgänger-Boot „Survivor“.

Würdigung: Rohr lebt Grundsätze des DRK

Sicher kehrt auch die „Triton“ unter Bootsführer Rohr zurück in den Neusser Sporthafen. Trotz einiger Stunden Interview und gemeinsamer Bootsfahrt wird erst bei weiterer Recherche zu seiner Person klar: Erzählt hat er längst nicht alles. Denn der ehrenamtliche Wasserretter ist nicht nur überaus engagiert, sondern zudem bescheiden. Dass er erst kürzlich mit der DRK-Verdienstmedaille des Landesverbandes Nordrhein ausgezeichnet worden ist, hat er mit keinem Wort erwähnt. Dabei würdigte der Wasserwacht-Kreisleiter Peter Geske seine Verdienste besonders anerkennend: „Ich kenne praktisch keinen Menschen, der die Grundsätze des DRK so lebt wie Detlev Rohr.


Ihre Bärbel Broer, freie Journalistin und Autorin des Stadtwerke-Magazins

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