Warum Bädermitarbeiter manchmal "Spaßbremsen" sein müssen, damit es allen gut geht
Seit einigen Jahren schon stehe ich am Beckenrand des Südbades und habe ein Auge auf unsere Badegäste. Schließlich wollen meine Kollegen und ich, dass es allen gut geht und keine Unfälle passieren. Dabei müssen wir natürlich darauf achten, dass sich unsere Gäste auch an die sogenannte Haus- und Badeordnung halten. Dabei macht man sich in unserem Beruf nicht bei allen Badegästen beliebt. Neulich hat mich sogar ein Badegast als „Spaßbremse“ bezeichnet, weil ich ihn innerhalb kurzer Zeit mehrfach auf bestimmte Regeln hinweisen musste. Mancher würde sich vielleicht über die „Spaßbremse“ ärgern. Aber meine Kollegen und ich wissen aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, dass wir manchmal scheinbar allzu genau hinschauen. Wenn dafür alle sicher und glücklich sind, dann nehme ich die Bezeichnung gerne in Kauf. Schließlich ist unsere Badeordnung wohl durchdacht und dient natürlich in erster Linie der Sicherheit und dem Wohlergehen unserer Gäste.
Die Haus- und Badeordnung: Warum es ohne sie im Schwimmbad nicht geht
Fangen wir mit dem Duschen an. Klar haben wir heutzutage tolle Bädertechnik, die die Wasserqualität auf hohem Niveau hält. Dennoch ist auch die Mithilfe der Gäste gefragt: Da ist es schon hilfreich die Körperlotion, das Deo und die Schminke sowie das Gras unserer Freibadwiese, das man vielleicht unter den Füßen hat, in der Dusche zu lassen und nicht mit ins Becken zu bringen. Des Weiteren befinden sich auf unserer Haut mehrere Millionen Bakterien. Sie bilden den Säureschutzmantel der Haut und sind gut für uns, belasten aber das Wasser in unseren Schwimmbecken.
Somit bitte ich die Gäste doch erst mal zu duschen bevor sie schwimmen gehen. Oft fühlen sich die angesprochenen Personen ertappt oder peinlich berührt. So wird oft angenommen, dass wir sie aufgrund mangelnder Körperhygiene ansprechen. Dabei geht es einfach um die Hygiene des Schwimmbeckens und die Regel gilt für alle Badegäste gleichermaßen. Für uns Schwimmmeister ist dieser Hinweis einer der gängigsten und wird im Laufe eines Tages oft wiederholt.
Springen macht Spaß – aber bitte nicht vom Beckenrand
„Oh, die Kleine hat aber einen tollen Kopfsprung vom Beckenrand gemacht!“ – Doch leider muss ich sie darauf hinweisen, dass sie ihre Sprungkünste von der falschen Seite geübt hat.
Das Springen ins Becken ist nämlich nur von der Kopfseite erlaubt. Die ist nicht mit Seilen verhangen. Springt jemand von der Seite erkläre ich, dass im Schwimmerbecken die anderen Gäste ihre Bahnen ziehen wollen und es stört, wenn von jeder Seiten gesprungen werden kann. Außerdem stellt dies eine nicht unerhebliche Gefahr dar. Schließlich kann ein Springer einen Schwimmer auch mal übersehen und auf ihn drauf springen. Als Sportschwimmer hat man das Gesicht meist unter Wasser und bekommt die Sprünge nicht mit.
Toben und Springen sind toll – bei richtiger Wassertiefe
Unser Südbad ist ein absolutes Familienbad. Bei unserer Vielzahl an Becken, ist für alle Zwecke gesorgt! Das Freizeitbecken mit einer Wassertiefe von 1,25m lädt dazu ein im Wasser zu spielen, zu toben, Ball zu spielen und den kleinen das Schwimmen beizubringen. Doch eine Sache geht in diesem Becken nicht: Die Eltern stehen im Wasser mit aufgehaltenen Armen und ermutigen die Kinder doch mal rein zuspringen oder gar einen Kopfsprung auszuprobieren. Da komme ich ganz schnell um die Ecke, und untersage das Vorhaben. Warum? Das erkläre ich dem betreffenden Gast gern. So ein Sprung in niedriges Wasser kann zu schlimmen Unfällen führen. Denn auch wenn die Kinder klein sind – auch sie tauchen bei einem Sprung unter und erreichen schnell den nur knapp über einem Meter entfernten Becken Boden. Außerdem sind die Nachahmer immer schnell zur Stelle!
Meist nehmen unsere Gäste den Hinweis dankend an. Sie haben die Gefahr nicht erkannt, die Hinweisschilder auch nicht gesehen und bedanken sich für die Warnung. Ich schicke sie dann zu unserem Springerbecken, was bei einer Wassertiefe von 3.80 m ideal für solche Zwecke ist. Dabei müssen wir natürlich auch auf Nichtschwimmer achten.
Die Textilsauna – bringt nicht nur Gäste ins Schwitzen
Bei meinem Rundgang gehört der Blick in die Textilsauna auch zu einer wichtigen Aufgabe. „Sind alle wohlauf?“, frage ich dann schon mal, speziell wenn Leute ihre Augen geschlossen haben und ich nicht erkennen kann wie es Ihnen geht. Außerdem achte ich darauf, ob die Saunagäste auch mit einem Handtuch auf den Bänken sitzen. Das ist aus hygienischen Gründen und für die Beständigkeit des Holzes wichtig. Fehlt das Handtuch, sind sie oft das erste Mal in der Sauna und haben unseren sogenannten Saunaknigge nicht gelesen. Also bitte ich die Gäste ihr Handtuch unterzulegen.
Das ist natürlich nur ein kleiner Einblick in unseren Arbeitsalltag wie es zu solchen Bemerkungen wie „Spaßbremse“ kommen kann.
Glücklicherweise sieht die größte Mehrheit unserer Gäste das anders. Viele kennen mich schon seit Jahren, grüßen mich auch außerhalb des Bades, wenn man sich zufällig mal trifft. Schließlich gibt es auch die vielen, vielen positiven Begegnungen - wenn sie zum Beispiel begeistert an unserer Wassergymnastik teilnehmen, ich erste Hilfe geleistet habe oder ich ihren Kindern das Schwimmen beigebracht habe. Tatsächlich haben wir da einiges mit der Polizei gemeinsam. Deshalb klaue ich mir jetzt mal den Spruch: “Die Polizei Der Bädermitarbeiter- Dein Freund und Helfer“! Das sind wir nämlich!
Ich freue mich auf Ihren nächsten Besuch bei uns im Südbad!
Ihre Ruth Kronenberg
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